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Die Kindheit damals & heute!

wie stehe ich eigentlich dazu und wie möchte ich erziehen?

Für mich ist das wirklich ein Thema das mich Tag für Tag beschäftigt. Wenn ich in den Supermärkten die Kinder betrachte, die noch nicht mal über eine Schulbank gucken können aber schon ein Handy in die Hand gedrückt bekommen um ruhig zu sein, dann macht mich das echt traurig. Überall wo man hinschaut sieht man die Kinder nur noch mit Elektrischen Klimbim. Wo sind die Hula Hoop Reifen, Gummitwist und co.? Wenn ich mit meinen Kids die Spielplätze im Ort abklappere. Treffe ich fast NIE auf andere Kinder. Die Spielplätze sind wie verlassen! Vorige Woche war es sogar noch schlimmer, da hockten 4 halbstarke ca. 15-Jährige mit ihren Bierpullen und einer Shisha. Dabei hörten sie agressiven deutschsprachigen Hiphop. Nach einer Zeit zerschmetterte einer der Jungs eine Glasflasche mitten auf dem Spielplatz. Ich bin beinah geplatzt vor Wut. Ich wollte mein Handy rausholen und die Polizei anrufen. Mein Mann beruhigte mich aber, ging zu den Jungs rüber und sagte "Hier, mein Freund, die ganzen Scherben hebst du auf und schmeisst sie in die Mülltonne. Jetzt!". Der Junge gehorchte und warf sie weg, wenn auch maulend. Ich stand einfach nur da, hielt meine kleine auf dem Arm, hielt meinen großen an der Hand und schüttelte noch immer mit sichtlich schockierten Gesichtsausdruck den Kopf. Ich war so richtig sauer. Wären wir nicht zufällig dort gewesen dann hätte er die Glasscherben liegen gelassen und irgendein Kind das sich einen schönen Sandkuchen backen will hätte sich die ganzen Händchen aufgeschnitten. Und überhaupt, wieso betrinken die sich Sonntags um 14:00 Uhr, wohlbemerkt auf einem Spielplatz! Dann kramte ich in meiner Erinnerungskiste rum, aus meiner Zeit als Teenager, aber so etwas wäre mir im Traum nicht eingefallen. Früher wurde man schon vom Spielplatz gescheucht wenn man zu laut war oder sich nach 18:00 Uhr darauf aufhielt. Heute, 15 Jahre später hocken die Kids mit Alkohol, hoch agressiver, frauenfeindlicher Musik auf dem Spielplatz und kokeln mit ihrer Shishakohle rum. Was ist passiert? Wo sind die hellhörigen Nachbarn? Die selbsternannten Ordnungshüter, die ihr Städtchen friedvoll haben wollten. Wo sind die Eltern? Sagt ihnen denn keiner dass, das was sie dort tun total arschig ist? In meinem Kopf häuften sich die Fragen. Und ich merke wieder wie gut es tut darüber zu schreiben, da ist was dran an dem Zitat "Sich den Kummer von der Seele reden/ schreiben.

 

Ich weiß noch als wenn es gestern wär'... Von der Schule nach Hause kommen, den Ranzen in die Ecke werfen (Die Hausaufgaben wurden schnell im Bus erledigt), ein Toast zwischen die Kiemen und ab ins Feld, auf den Bolzplatz oder ins Wäldchen. Wir hatten Geheimverstecke, Festungen die vor den Jungs verteidigt werden mussten. Wir plünderten die Jägerhochstühle und rannten damit runter an Bächlein und verschlangen unsere Ausbeute. Wir spielten Räuber und Gendarm. Machten Kirschkernweitspucken und waren traurig weil die Dämmerung kam und wir nach Hause mussten. Wir waren nur draußen unterwegs! Natürlich gab es auch Tage an denen man sich mal daheim beschäftigte. Und auch ich saß mal eine Stunde vor der Klotze oder habe mal auf der SEGA gezockt. Aber alles in Maßen! Klar, mein Interesse an malen, basteln, und draußen unterwegs sein war eh schon groß aber meine Mutter hatte auch immer ein Auge drauf dass ich mich nicht nur mit der Elektronik beschäftige. Damit war ich fein. Und für meinen gesamten Freundeskreis, die Kinder in dem Handballverein in dem ich spielte und den Kindern aus meiner Klasse ebenfalls! Also war ich nicht die Ausnahme. Es war damals einfach so. Punkt.

 

Was ist in der Zwischenzeit passiert? Ich beschuldige ganz klar das Internet, die Medien und die Smartphones! Der Hype hat Überhand genommen und jeder zieht mit. Um eins klarzustellen, auch wir haben Smartphones, Smart TV und surfen im Internet. ABER unser Alltag dreht sich nicht um diese Dinge. Ich bin alles andere als perfekt darin den Alltag ohne das alles zu meistern. Wenn mein Sohn unterwegs im Auto kurz vorm einschlafen ist, obwohl wir gleich Zuhause sind zücke auch ich mein Handy und ködere ihn mit einer Folge Peppa Wutz wach zu bleiben. Wenn ich krank bin und kurz davor bin umzufallen oder einfach mal nach einem hektischen Nachmittag 10 Minuten für mich brauche, dann verfrachte auch ich den Junior vor dem Tv und ein paar Folgen Peterson und Findus. Allerdings darf mein Sohn weder mein Handy in die Hand nehmen und daran rumdatteln, noch darf er selbst bestimmen wann Fernseh geguckt wird. Die Regeln stelle mein Mann und ich. Und das finde ich wichtig! Kinder können einen gesunden Konsum doch noch nicht einschätzen. Klar, mein Sohn ist jetzt erst 2 Jahre alt, die Kleine gerade mal 3 Monate und ich kann mir vermutlich noch gar nicht ausmalen welch anstrengenden Zeiten noch kommen wenn sie 12, 13, 14 oder 15 sind. Aber man hat doch immer mehrere Wege die man einschlagen kann. Zumindest ist es immer der a.) leichtere Weg ohne großen Widerstand und dann wäre da noch b.) der schwerere Weg der einem viel abverlangt. Und für mein Kind wähle ich den schwereren Weg! Dieser wird mich sicherlich schlaflose Nächte haben lassen, es wird Diskussionen bis zum abwinken geben und die Kids werden mich gewiss eine Zeit lang unfair finden. Aber ich bin mir sicher dass sich dies auszahlt und meine Kinder natürlich auch mal Unfug anstellen, das gehört zu einer bunten Kindheit aber sie sollen immer Respektvoll mit anderen umgehen und wissen was richtig und was falsch ist. Sie sollen richtige Entscheidungen treffen, sie sollen falsche Entscheidungen treffen. Sie sollen aus den falschen lernen und ihren Charakter formen. Sie sollen sich nicht vom Schönheitswahn der Medien lenken lassen, sich nicht den ganzen Tag hinter einer Spielkonsole verstecken und sie sollen nicht das schöne dort draußen verpassen weil sie ununterbrochen ihre Nase in ihr Smartphone hängen.

 

Die Moral von der Geschicht': Man kann seine Kinder nicht Formen aber man kann Ihnen einen Anschubs in die richtige Richtung geben und immer wieder mal einen Anreiz senden die Welt entdecken zu wollen.

 

In nachdenklicher Stimmung, eure J.